Sie werden mir zustimmen, dass das Jahr 2020 nicht zu den Jahren zählt, die als normal zu bezeichnen sind. In vielen Gesprächen erfahre ich in diesen Zeiten, was in diesem Jahr rückblickend alles nicht gut und eher schwierig war, auch wenn diese Einschätzung immer subjektiv sein darf, denn jeder für sich hat seine eigenen Maßstäbe. Daraus ergeben sich dann oft auch pessimistische Annahmen für das kommende Jahr, nahezu bis Weltuntergangsszenarien. Es ist kaum etwas Positives zu hören, nicht in Gesprächen und erst recht nicht aus der Presse.
Warum nicht? Haben wir den Optimismus verlernt? Charles Rivel trifft mit dem Zitat „Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher“ – so denke ich – genau den Punkt. Obwohl wir wissen, dass es sinnvoller ist ein Glas halb voll als halb leer zu betrachten, lassen wir uns von Dritten dazu verleiten es doch zu tun. Warum muss der Kopf die Frage überhaupt stellen und warum entscheidet hier nicht das Herz? Dieses würde nämlich antworten: genieße einfach jeden Schluck Du Hirsch.
Wenn wir alle mal die Vogelperspektive einnehmen und uns anschauen, in welcher Umgebung, mit welchen Möglichkeiten, in welcher Sicherheit und mit welchen Perspektiven für uns selbst, und unsere Zukunft, wir leben, dann bekommt selbst Corona es kaum hin, uns diese Wirklichkeit – von einigen Paradies genannt – zu nehmen.
Ja, es sind schwierige Zeiten und wir werden auf die Probe gestellt, speziell bei der Fähigkeit, Entbehrungen ertragen zu können, wenn man es denn überhaupt so nennen kann. Wir lernen aber gerade auch uns selbst und unsere Werte wiederzuerkennen und vor allem zu schätzen. Wir leben wieder bewusster und genießen die Momente mit Kindern und Enkeln, oder die schlichte Natur, da wir erkennen mussten, dass dies nicht immer selbstverständlich ist.
Lenken wir den Blick bewusst zurück auf das Jahr 2020, dann dürfen wir doch positiv feststellen, dass wir als Gemeinschaft einfach nicht funktionieren, füreinander ist man nur innerhalb der Familie da und die widrigen Umstände heben genau wieder die Eigenschaften des Menschen hervor welche ihn nicht von den Tieren unterscheiden. Ignoranz und das „Ich-Tum“ stehen im Vordergrund. Wie sonst erklären wir die Massen an Ski-Urlaubern, oder Spaziergänger, die sich in Parks drängeln, Leute, die an Kassen anstehen als gäbe es Morgen keine Waren mehr, zu erklären? Eben nicht, man kann es durchdiskutieren bis der Abend der Welt kommt, der Mensch ist in sich schlicht primitiv, ignorant und selbstsüchtig wie ein Seeigel der über alle Artgenossen hinweggeht um seinen Vorteil einzuheimsen.
Es gibt hier natürlich Ausnahmen und hier auch mein Dank an alle Ärzte, Pfleger, Nothelfer, Freiwillige und Ehrenamtliche, mein Respekt. Diese Mitbürger sind aber ein ganz kleiner Prozentteil der Bevölkerung und wenn wir dieses Jahr eines gelernt haben; Es gibt zu wenige!
Sei es drum, die Welt tickt, wie sie tickt und der Mensch ist eben, wie der Mensch so ist. Ich möchte mich hier auch nicht als Moral-Apostel auftun, ich selber habe dahingehend auch das ein oder andere Defizit und könnte mehr tun, aber grundsätzlich sollte jeder mal darüber nachdenken was er tun kann für Nachbarn, Familie, oder den Obdachlosen an der Ecke.
In diesem Sinne ein hoffentlich gesundes 2021 an alle treuen Leser.